Mit dem Ruderboot über den Atlantik

Eine Studentin der TU Wien will in einem zwölfköpfigen Team rudernd den Atlantik überqueren – ein elektronisches Messgerät wird dabei Daten über Herzfrequenz und Regeneration sammeln.

Ciara Burns mit Daumen-nach-oben-Geste auf dem Boot
Das Ruderboot
Graphik der Herzratenvariabilität

Es wird ein gewaltiges Abenteuer – so viel steht bereits fest. Ende März wird Ciara Burns, die an der TU Wien Biomedical Engineering studiert, von Teneriffa aufbrechen, um rudernd den Atlantik zu überqueren. Als Teil eines zwölfköpfigen Teams möchte sie in 30 bis 40 Tagen die Karibikinsel Antigua erreichen. 

Das wäre nicht nur eine enorme sportliche Leistung, auch wissenschaftlich wird es spannend: In Zusammenarbeit mit Prof. Eugenijus Kaniusas von der TU Wien wird Ciara Burns ihre Herzfrequenz elektronisch aufzeichnen. Mit speziellen Analysemethoden sollen daraus dann neue Erkenntnisse über Regeneration in Extremsituationen gewonnen werden.

Zwei Stunden Schlaf, zwei Stunden Schwerstarbeit

Den Traum von der Atlantiküberquerung trägt Ciara Burns schon seit Jahren mit sich herum: „Mit 16 habe ich ein Buch gelesen, über ein Paar aus Irland, das über den Atlantik gerudert ist. Die Idee hat mich sofort fasziniert und seither nicht mehr losgelassen.“ Sie sammelte Rudererfahrung am Mittelmeer und schloss sich nun einem Ruderteam aus England an: Mit einem Spezialruderboot für zwölf Personen soll die Ozeanüberquerung gelingen. Gerudert wird dabei ohne Pause: Zu jedem Zeitpunkt sollen sechs Personen rudern und sechs Personen schlafen. Gewechselt wird im zwei-Stunden-Takt.

„Dieser Rhythmus hat sich schon bei vergangenen Atlantiküberquerungen bewährt“, weiß Ciara Burns. „Die ersten Tage werden sicher hart, aber es heißt, man gewöhnt sich daran. Natürlich ist es schwierig, nach zwei Stunden Schlaf schon wieder aufzustehen und weiter zu rudern. Aber dafür weiß man auch: Man hat keinen langen Tag vor sich, sondern muss nur zwei Stunden durchhalten.“

Dieser ungewöhnliche Rhythmus wirft auch interessante wissenschaftliche Fragen auf: Wie geht der Körper mit dieser extremen Belastung und der kurzen Regenerationszeit um? Stimmt das subjektive Erschöpfungsgefühl mit objektiv messbaren Parametern überein?

Solche Fragen untersucht Prof. Eugenijus Kaniusas vom Forschungsbereich „Biomedical Electronics“ der TU Wien. Ciara Burns, die derzeit selbst an ihrer Masterarbeit im Bereich „Biomedical Engineering“ arbeitet, wird zwei Herzmonitoring-Geräte mitnehmen, um ihre Herzfrequenz aufzuzeichnen. „Wir werden untersuchen, wie stark die Herzfrequenz in welchen Phasen variiert, und mit eigens dafür entwickelten Analysemethoden werden wir dann daraus ableiten können, wie gut sich der Körper unter welchen Bedingungen regeneriert“, erklärt Eugenijus Kaniusas.

Überleben auf hoher See

Die körperliche Anstrengung beim Rudern ist extrem: Etwa 10.000 Kalorien verbraucht man dabei ungefähr pro Tag, und 10 Liter Trinkwasser. Das Trinkwasser wird auf dem Boot mit einer Osmoseanlage aus Meerwasser gewonnen, den Nahrungsbedarf wird das Team mit spezieller „Astronautennahrung“ decken – trotzdem muss man während der Atlantiküberquerung mit einem Gewichtsverlust von etwa 10 Kilogramm rechnen.

„Sicherheit ist für uns selbstverständlich ein wichtiges Thema“, sagt Ciara Burns. „Wir haben elektronische Geräte mit, um navigieren oder notfalls Hilferufe absenden zu können. Alle werden mit einer Leine am Boot befestigt sein, zusätzlich tragen alle auch noch einen Peilsender am Körper.“ Sollte das Wetter ganz besonders ungemütlich werden, kann sich das gesamte Team in die zwei kleinen Kabinen am Boot zurückziehen. Das Boot ist so konstruiert, dass es nicht kentern kann, sondern sich in jeder Position von selbst aufrichtet.

Der genaue Starttermin Ende März hängt noch vom Wetter ab – geplant ist der 23.03.21
Aktuelle Informationen über das Atlantik-Abenteuer wird Ciara Burns online bereitstellen:
https://www.rannochadventure.com/rowing-adventures 

Das Projekt wird unterstützt von Bittium, einem finnischen Hersteller für hochwertige EKG-Sensoren.


Kontakt

Prof. Eugenijus Kaniusas
Institute of Electrodynamics, Microwave and Circuit Engineering
Technische Universität Wien
+43-1-58801-35122
eugenijus.kaniusas@tuwien.ac.at

Für Kontakt zu Ciara Burns bitte Anfrage an:

Technische Universität Wien
Dr. Florian Aigner
Resselgasse 3, 1040 Wien
T +43 1 58801 41027
florian.aigner@tuwien.ac.at