Zwei Auszeichnungen bei Houskapreis

Gleich zwei Leobener Forschungsprojekte wurden Ende letzter Woche mit dem renommierten Houskapreis der B&C Privatstiftung ausgezeichnet. Das Vorhaben „Unzerbrechliche flexible Elektronik“ des Erich Schmid Instituts für Materialwissenschaft (ESI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Zusammenarbeit mit dem Department Werkstoffwissenschaft erzielte den 2. Platz in der Kategorie „Hochschulforschung“. Über den 3. Platz – Publikumspreis für das Projekt „Effizientes und umweltverträgliches E-Schrott-Recycling“ in der Kategorie „Forschung & Entwicklung in KMU“ darf sich die UrbanGold GmbH freuen.

Bei der Preisverleihung in Wien v.l.: Dr. Mariella Schurz (B&C), Priv.-Doz. Dr. Megan Cordill (ESI), Univ.-Prof. Dr. Christian Mitterer (Montanuni), Dr. Erich Hampel (B&C). (© B&C/Alexandra Thompson)

Bei der Preisverleihung in Wien v. l.: Dr. Marielle Schurz (B&C), Dr. Andreas Filzwieser (UrbanGold), Dr. Iris Filzwieser (GF UrbanGold), Dr. Ruth Konetschnik, Dr. Stefan Konetschnik (GF UrbanGold), Dr. Erich Hampel (B&C). (© B&C/Alexandra Thompson)

„Unzerbrechliche flexible Elektronik“

Flexible Elektronikgeräte, wie z. B. faltbare Handys oder Displays, sind derzeit noch nicht ausreichend zuverlässig. Das multidisziplinäre Team unter der Leitung von Priv.-Doz. Dr. Megan Cordill (ESI) hat das elektromechanische Verhalten von Metall-Polymer-Systemen untersucht, die in der flexiblen Elektronik verwendet werden. Besonders kritisch ist die Schnittstelle zwischen den metallischen Leiterbahnen und den für die Biegsamkeit notwendigen Polymerfolien.

Mit hochauflösenden elektronenmikroskopischen und spektroskopischen Methoden ist es dem Forschungsteam rund um Cordill und Univ.-Prof. Dr. Christian Mitterer (Lehrstuhl für Funktionale Werkstoffe und Werkstoffsysteme) gelungen, die Adhäsionsfestigkeit der Materialien zu messen, die in Folge im Aufbau und in der chemischen Beschaffenheit entsprechend angepasst werden können. So wurde die notwendige Basis für maßgeschneiderte Übergänge von Polymer zu den Schichten aus metallischen Leiterbahnen geschaffen. Hohe Relevanz hat diese Forschungsleistung besonders für die Industrie, die mikroelektronische Geräte für den Einsatz im Alltag produziert.

„Aus den ersten Versuchen zur flexiblen Elektronik vor mehr als zehn Jahren haben sich international sichtbare und erfolgreiche Forschungsaktivitäten entwickelt, die mit dem Houskapreis eine überaus erfreuliche Anerkennung gefunden haben“, erklären Cordill und Mitterer. „Der Schlüssel für diesen Erfolg liegt in der Kombination des umfangreichen Leobener Know-hows zur Abscheidung dünner Schichten und in der Werkstoffcharakterisierung.“

„Effizientes und umweltverträgliches E-Schrott-Recycling“

Das prämierte Projekt der UrbanGold GmbH hat zum Ziel, mittels eines neuen Recycling-Verfahrens Wert- und Edelmetalle aus Elektroaltgeräten und Elektronikschrott zur nachhaltigen und wirtschaftlichen Verwertung rückzugewinnen. Die Herausforderung dabei ist, zahlreiche – zum Teil auch problematische ­– Materialien aufzutrennen. Zudem belasten organische Stoffe, wie Kunststoffe und Textilien, Recycling-Anlagen thermisch.

Das Leobener Unternehmen, dessen Geschäftsführung in den Händen der beiden Montanuni-Absolventen Dr. Stefan Konetschnik und Dr. Iris Filzwieser liegt, hat ein effizientes industrielles Recycling-System entwickelt. Dieses besteht aus einem neuartigen Schmelzofen in Kombination mit der metallurgischen Verfahrenstechnik, welche nicht nur die Effizienz der Wertstoffrückgewinnung deutlich steigert, sondern es auch ermöglicht, Reststoffe zu verwerten, welche heutzutage deponiert oder in Drittländer exportiert werden. Das Konzept sieht zudem eine effiziente Kühlung und optimale Nutzung der Prozesswärme vor, um Rohstoffe mit hohem organischem Anteil wirtschaftlich und umweltverträglich verarbeiten zu können.

„Die Auszeichnung zeigt die positive Wahrnehmung eines nachhaltigen Umgangs mit unseren Abfallströmen und festigt die Position des Leobener Standorts als Kompetenzzentrum im Bereich Metallurgie und Recycling“, betont Konetschnik.

Der Houskapreis

Mit einer Dotierung von insgesamt 500.000 Euro ist der Houskapreis Österreichs größter Preis für anwendungsnahe Forschung. Aus insgesamt 60 Einreichungen haben hochkarätige Fachexperten die Gewinnerprojekte in den Kategorien „Hochschulforschung“ und „Forschung & Entwicklung in KMU“ in einem zweistufigen Verfahren ermittelt. Aus den nominierten Projekten wurde erstmals der Publikumspreis mittels eines öffentlichen Online-Votings entschieden.

Weitere Informationen

Videos zum Projekt „Unzerbrechliche flexible Elektronik“:
https://bcgruppe.at/project/unzerbrechliche-flexible-elektronik/

Videos zum Projekt „Effizientes und umweltverträgliches E-Schrott-Recycling“:
https://bcgruppe.at/project/effizientes-und-umweltvertraegliches-e-schrott-recycling/

Univ.-Prof. Christian Mitterer
Lehrstuhl für Funktionale Werkstoffe und Werkstoffsysteme
E-Mail: christian.mitterer(at)unileoben.ac.at
Tel.: +43 3842 402-4220

Dr. Stefan Konetschnik
UrbanGold GmbH
E-Mail: stefan.konetschnik(at)urbangold.at
Tel.: +43 664 88364080
https://www.urbangold.at/