TU Austria beim Forum Alpbach<br />Agilität als Erfolgsprinzip der Zukunft

Das rasche Reagieren auf Marktschwankungen – die agile Produktion – ist in der Industrie 4.0 unerlässlich, der Umgang mit Volatilität zentrale strategische Herausforderung für global agierende Unternehmen. Was Agilität in diesem Kontext bedeutet und wie sie sich umsetzen lässt, wurde beim TU Austria Arbeitskreis „Agile and robust supply chain – Volatilität im Wirtschaftsleben erfolgreich managen“ beim Europäischen Forum Alpbach diskutiert. Geleitet wurde der international hochkarätig besetzte Arbeitskreis von Christian Ramsauer, Leiter des Instituts für Industriebetriebslehre und Innovationsforschung an der TU Graz.

Krisenfest durch Agilität

Die Krisen der letzten Jahre haben es auf drastische Art und Weise gezeigt: Unternehmen müssen immer kurzfristiger auf extreme Marktschwankungen reagieren und ihre Produktion dementsprechend anpassen. Man spricht dabei von der agilen Produktion – ein Bereich, in dem noch Mangel an Forschungsergebnissen mit konkreten Handlungsempfehlungen für die Industrie besteht. Ziel des TU Austria Arbeitskreises beim Forum Alpbach war neben der Bewusstmachung für dieses zukunftsrelevante Thema die Vorstellung und Diskussion von internationalen Best Practice Beispielen und möglichen Lösungsansätzen.

Das Jahrhundert der Lieferkette

Guan Zhe Chen, Country Director für Äthiopien der Weltbank und mehrjähriger Leiter des Sektors Transport der Weltbank für Süd-Asien, verweist auf die Bedeutung einer maximal liberalen Handelslogistik als zentralen Agilitätsfaktor. Raimund Diederichs, emeritierter Direktor von McKinsey & Company in München referiert in seinem Eingangsstatement über Chancen und Risiken am chinesischen Automarkt. Insbesondere die nicht vorhersehbare Verordnungspraxis chinesischer Behörden stelle eine Herausforderung für die Agilitätskompetenz von Unternehmen dar. Agilität und die unmittelbare Reaktion auf Veränderungen am Markt werden so insbesondere in China zum Überlebensfaktor. Kurt Gruber, Corporate Vice President Corporate Supply Chain bei Infineon Technologies AG, postuliert ein dreiteiliges Flexibilitätskonzept, das neben der Agilität auch Elastizität und Versatilität umfasst. Statt auf langfristige Planungshorizonte setzt Infineon auf eine sechsmonatige Fertigungsplanung mit anschließender Szenarien-Rechnung, auf eine Echtzeitbeobachtung von Nachfrage und Bedarf entlang der gesamten Lieferkette und auf ein Krisen-Frühwarnsystem, um rasch auf geänderte Bedingungen am Markt reagieren zu können. Gruber geht soweit, das „Jahrhundert der Lieferkette“ zu postulieren und unterstreicht damit deren enorme Bedeutung. Dieter Messner, Board Member International der OBI Group Holding SE & Co. KGaA empfiehlt in seinem Beitrag ebenso, die Planungskosten zugunsten der Agilitätssteigerung zu reduzieren und betont die Bedeutung rascher Managemententscheidungen als einen essentiellen Indikator für Agilität. Georg Kasperkowitz, CEO Rail Cargo Austria AG, wirft in seinem Beitrag einen Blick auf die Rolle der EU zwischen Liberalisierung und Regulierung des europaweiten Schienentransportnetzes zur Schaffung optimaler Logistik- und Materialflusswege. Reinhilde Veugelers, jahrelange Beraterin der EU Kommission unter Barroso und Professorin an der K.U. Leuven, zeigt auf, dass eine zentrale Position von Unternehmen in einer globalen Lieferkette entscheidenden Einfluss auf die Produktivität des Unternehmens hat.

Christian Ramsauer, Experte der TU Graz und Vorsitzender des TU Austria-Arbeitskreises, fasst zusammen: „Das Thema Agilität wird als Erfolgsprinzip der Zukunft an Bedeutung weiter zunehmen. Denn nur eine agile Lieferkette sichert den Unternehmen den Handlungsspielraum, den sie bei wirtschaftlichen Turbulenzen brauchen.“ Ramsauer sieht Agilität als strategisches Unternehmensprinzip und damit als zentrale Managementaufgabe der Zukunft: „Die Volatilität der Nachfrage wird weiter steigen und Agilität wird sich schon bald auf der Tagesordnung von CEOs in vielen unterschiedlichen Branchen wiederfinden.“

Industrie 4.0 an der TU Austria

Agile Produktion ist ein wesentliches Charakteristikum der Industrie 4.0, der intelligenten Produktion. „Dabei geht es darum, Informations- und Kommunikationstechnologie in die Produktion zu integrieren“, erläutert Christian Ramsauer, Leiter des Instituts für Industriebetriebslehre und Innovationsforschung an der TU Graz sowie Kurator des Institute of Production Science and Management am FSI, an dem das Forschungsprojekt zur agilen Produktion durchgeführt wird. Alle TU Austria Universitäten setzen Forschungsschwerpunkte im Bereich Industrie 4.0. Die TU Wien widmet sich unter Detlef Gerhard, Dekan der Fakultät für Maschinenwesen und Betriebswissenschaften, intensiv der Forschung im Bereich Cyberphysical Production Systems (CPPS); zudem eröffnet die TU Wien im Jänner 2015 eine 4.0 Pilotfabrik. Die Montanuniversität Leoben arbeitet am Lehrstuhl für Automation unter der Leitung von Paul O’Leary unter anderem daran, die Robotertechnologie 4.0-tauglich zu machen, und an der TU Graz startet das Institut für Industriebetriebslehre und Innovationsforschung gemeinsam mit der Oxford University in England in Kürze ein Industrie 4.0 - Forschungsprojekt in der institutseigenen Lernfabrik.

TU Austria

Three Austrian Universities of Technology - One Force - United Through Excellence

Die TU Wien, die TU Graz und die Montanuniversität Leoben haben 2010 den Verein „TU Austria“ gegründet. Damit entsteht im technisch?naturwissenschaftlichen Bereich ein Verbund mit mehr als 42.000 Studierenden, 460 Millionen Euro Bilanzsumme und 8.800 MitarbeiterInnen. Die Mission von TU Austria besteht in der Bündelung aller Kräfte um gemeinsam mehr in den Bereichen Forschung, Lehre und Hochschulpolitik zu erreichen und um mit geballter Kompetenz als Partner für Wirtschaft und Industrie aufzutreten. 

Kontakt:

Mag. Dr. Elke Standeker, Bakk. MBA
Generalsekretärin der TU Austria
+43 3842 402 7013
elke.standeker@tuaustria.ac.at