Wirtschaftliche Effekte von Universitäten

Am 27. September 2022 wurde die Studie "Wirtschaftliche Effekte von Universitäten" präsentiert. uniko-Präsidentin Sabine Seidler, Wissenschaftsminister Martin Polaschek und Jürgen Janger, Senior Economist und stellvertretender Direktor für Forschung des WIFO stellten die Ergebnisse im Rahmen einer Pressekonferenz vor.

Bildung ist in jederlei Hinsicht ein Gewinn – individuell, gesellschaftlich und volkswirtschaftlich. Das belegt einmal mehr die von der uniko, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster (Österreichische Universitätenkonferenz) zusammen mit dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) in Auftrag gegebene Studie „Wirtschaftliche Effekte von Universitäten“. Bei der vom WIFO durchgeführten Erhebung handelt es sich um eine Aktualisierung einer Studie aus dem Jahr 2017. "Das Bild von positiven privaten und öffentlichen Erträgen, die sich aus Investitionen in Universitäten ergeben, bleibt auch angesichts der aktualisierten Zahlen bestehen", so Ökonom und Studienautor Jürgen Janger. "Sowohl für Universitätsabsolvent_innen als auch für den Staat rentieren sich Ausgaben für Universitäten, d.h. dass die anfänglichen Kosten von späteren Einnahmen mehr als gedeckt werden."

"Als Gesellschaft sind wir gut beraten, in Bildung, Wissenschaft und Forschung zu investieren", betont Wissenschaftsminister Martin Polaschek. "Denn unser Wohlstand kommt genau aus diesem Bereich und von der Innovation, die daraus entsteht. Die aktuelle Studie zu den wirtschaftlichen Effekten von Universitäten bestätigt einmal mehr, dass uns die Universitäten mehr Geld bringen, als sie uns kosten. Es handelt sich dabei um ein nachhaltiges Investment im Sinne der Steuerzahlerinnen und -zahler."

Für uniko-Präsidentin Sabine Seidler sind die Ergebnisse - besonders angesichts der herausfordernden wirtschaftlichen wie politischen Lage - ein positives und ermutigendes Signal: "Die Studie belegt ganz klar, dass es nur Vorteile bringt, in Bildung und Wissenschaft zu investieren. Die Universitäten tragen nicht nur maßgeblich zum Wohlstand und zur Wettbewerbsfähigkeit Österreichs bei, sie liefern durch ihre Innovationskraft und Kreativität auch dringend benötigte Antworten auf die brennenden Fragen unserer Zeit."

Die wichtigsten Studienergebnisse im Überblick:

Arbeitsmarktperformance und staatliche finanzielle Erträge aus Hochschulbildung

Die Erwerbstätigenquote von Hochschulabsolvent_innen lag 2021 mit 86% um 14 Prozentpunkte über der Erwerbstätigenquote Österreichs. Die Arbeitslosenquote hat sich aufgrund von COVID-19 leicht auf 4,3% erhöht, aber weniger stark als die allgemeine Arbeitslosenquote (6,2%). Hochschulabsolvent_innen werden insgesamt wichtiger für die Wirtschaft, ihr Anteil an der Gesamterwerbstätigkeit ist seit 2004 um fast 10 Prozentpunkte auf 22% gestiegen. Die Einkommensvorteile von Hochschulabsolvent_innen gegenüber Absolvent_innen der darunter liegenden Bildungsstufen führe gemeinsam mit einer progressiven Einkommensbesteuerung zu höheren Steuereinnahmen; im Verbund mit niedrigeren Staatsausgaben etwas aufgrund niedrigerer Arbeitslosigkeit ergeben sich finanzielle Nettoerträge für den Staat, die Jahr 2018 einer Ertragsrate von 5 bis 7,3% entsprach, d.h. dass sich die Investitionen in Hochschulbildung für den Staat rentieren (der Ertrag sicherer Bundesanleihen z.B. lag 2021 bei 0,3%).

Rolle für Innovationsaktivitäten: Kooperation, Marktneuheiten, Erfindungen

Österreich ist in den EU-Top 3 im Anteil der Unternehmen, die mit Hochschulen kooperieren. 49% (EU-28:33%) der Großunternehmen kooperieren mit Hochschulen, 27% der KMU (EU-28: 16%). 81% der Unternehmen, die mit Hochschulen kooperieren, haben Marktneuheiten eingeführt, das sind Innovationen mit hohem Neuigkeitsgrad ("radikal"). Universitäre Patente sind technologisch breiter und bedeutsamer als Unternehmenspatente, je nach verwendetem Indikator um 3 bis 68%. Damit ist im Vergleich zu Unternehmenspatenten die Wahrscheinlichkeit höher, dass daraus technologisch radikalere Unternehmensinnovationen entstehen. Branchen mit einem hohen Anteil von Hochschulabsolvent_innen haben ihren Anteil an der Wertschöpfung der österreichischen Wirtschaft von 2008 bis 2019 um 4,2 Prozentpunkte erhöht. Internationale und österreichische Studien stimmen überein, dass universitäre Leistungen einer der wichtigsten Faktoren bei Standortentscheidungen forschungsaktiver Konzerne sind. Universitäten wirken daher potenziell positiv auf die Ansiedlung von Unternehmen, auf das Wachstum wissensintensiver Branchen und auf die Radikalität von Innovation, allesamt Problembereiche des österreichischen Innovationssystems. Universitäten sind damit zentral für das Ziel der österreichischen Bundesregierung, zu einem führenden europäischen Innovationsland ("Innovation Leader") zu werden.

Nachfrageseitige wirtschaftliche Effekte

Durch Personal-, Sach- und sonstige Betriebsausgaben der Universitäten entstehen Wertschöpfungs-, Beschäftigungs- und Steuereffekte. Mit den Umsatzerlösen der Universitäten von 4,5 Mrd. € im Jahr 2020 - davon 78% oder 3,5 Mrd. € über Bundesmittel finanziert - sind die Wertschöpfungseffekte im Ausmaß von 7 Mrd. € sowie Steuern und Ausgaben von 3,5 Mrd. € verbunden, die kurz- bis mittelfristig eintreten. Damit werden fast 40 Tsd. Beschäftigungsverhältnisse in VZÄ direkt in Universitäten ausgelastet, indirekt und induziert zusätzlich 37 Tsd. in VZÄ. Mit den Konsumausgaben ausländischer Studierender sind Wertschöpfungseffekte von 1,4 Mrd. € und 13.400 Beschäftigungsverhältnisse in VZÄ verbunden, sowie 420 Mio. € an Abgaben.

Angebotsseitige wirtschaftliche Effekte: Produktivität

Nach unterschiedlichen Berechnungsmethoden tragen universitäre Forschung und Lehre ca. 10% des jährlichen Wachstums des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Auf regionaler Ebene ist mit der Ausweitung des Anteils der Universitäts- an der Gesamtbeschäftigung um 0,1 Prozentpunkte langfristig ein Anstieg der Arbeitsproduktivität von 0,6-0,9% verbunden.

Insgesamt erbringen öffentliche Investitionen in Universitäten schon innerhalb relativ kurzfristiger Zeiträume von etwa 3-5 Jahren positive Erträge für den Staat, die langfristig noch größer werden. Budgetausgaben des Staates für Universitäten werden somit durch ein höheres Steuer- und Abgabenaufkommen sowie geringere Staatsausgaben deutlich überkompensiert ("Universitäten rechnen sich von selbst").

Gesellschaftliche Effekte

Gesellschaftliche Effekte umfassen z.B. erhöhtes Gesundheitsbewusstsein oder technologische Beiträge zur Lösung gesellschaftlicher Probleme. So haben universitäre Forscher_innen seit 2004 etwa 80 Patente in Umwelttechnologiefeldern angemeldet. Mechanismen, wie Universitäten direkt gesellschaftliche Wirkung entfalten können, beinhalten Wissenstransfer, Weiterbildung, Wissenschaftskommunikation, direkte Kooperation mit zivilgesellschaftlichen Akteur_innen bzw. Diskussionsveranstaltungen, Unterstützung sozial oder anderweitig benachteiligter Gruppen, sowie die Ausstrahlung universitärer Gebäude und Aktivitäten auf nationale Identität und Landesimage. Erfolgreiche Forschungsuniversitäten vermitteln das Bild von Innovationsstärke, angesehene Kunstuniversitäten bekräftigen die Reputation hoher künstlerischer und kultureller Standards.

Weiter Informationen finden Sie unter https://uniko.ac.at/themen/hochschulsystem/wertschoepfung/