Zwei START-Preise gehen an die TU Wien

Doppelter Grund zur Freude an der Technischen Universität (TU) Wien: Agata Ciabattoni und Thomas Müller werden mit den prestigeträchtigen und hochdotierten START-Preisen des FWF ausgezeichnet.

Wien (TU). - Gleich zwei der renommierten START-Preise gehen heuer an die TU Wien. Die Informatikerin Agata Ciabattoni und der Elektrotechniker Thomas Müller erhalten durch den vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF finanzierten Preis die Möglichkeit, ihre Forschung in den nächsten Jahren auszuweiten und ihre eigenen Arbeitsgruppen an der TU Wien aufzubauen. Agata Ciabattoni bekommt den START-Preis für ihre Forschung über mathematische Logiken, die nicht bloß dem klassischen binären richtig-falsch-Prinzip folgen, Thomas Müller wird für seine Arbeit über neue Materialien für mikroelektronische Bauteile ausgezeichnet.

Neue Logik für die Informatik-Forschung

Agata Ciabattoni stammt aus Italien. Sie studierte in Bologna und Mailand und wechselte dann nach Wien. Derzeit ist sie Assistentin am Institut für Computersprachen der TU Wien und beschäftigt sich mit Logik und Beweisführung.

Die klassische Logik versucht mathematische Aussagen in zwei Kategorien einzuteilen: Wahr und falsch. Das Gegenteil einer wahren Aussage ist eine falsche Aussage – und umgekehrt. Für manche Anwendungen, etwa für künstliche Intelligenz oder zur Modellierung von Wahrscheinlichkeiten, ist eine feinere Unterscheidung notwendig. Die theoretische Informatik kennt daher heute eine Vielzahl verschiedener Logiken. Um sie in der Praxis verwenden zu können, müssen solche „alternativen Logiken“ allerdings erst in einer Form dargestellt werden, die es erlaubt, mit ihren Gesetzen Beweise zu führen und mathematische Aussagen zu machen. Das ist eine komplizierte Angelegenheit, die derzeit für jeden Einzelfall gesondert erledigt werden muss. Agata Ciabattonis Forschung soll nun die informatischen und mathematischen Grundlagen dafür schaffen, verschiedene Logiken automatisch nutzbar zu machen. Grundlagenforschung über Logik und Beweistheorie soll so der theoretischen Informatik wertvolle, praxistaugliche Verfahren in die Hand geben. Damit wird das Lösen von Problemen erleichtert, auf die unsere herkömmliche „klassische“ Logik nur schwer anwendbar ist.

Karriere und Familie lassen sich für Agata Ciabattoni vereinen: Ihr Sohn besucht den TU-eigenen Betriebskindergarten. „Das ist ein sehr wichtiges und hilfreiches Angebot – es wäre schön, wenn es mehr solche Betreuungsmöglichkeiten gäbe“, betont Ciabattoni.

Elektronik und Datenübertragung mit neuen Materialien

Der Elektrotechniker Thomas Müller studierte an der TU Wien. Er verbrachte zwei Jahre als Postdoc am IBM Watson Research Center in den USA, bevor er wieder an die TU Wien zurückkehrte. Derzeit ist er Universitätsassistent am Institut für Photonik der TU Wien.

Die Optoelektronik ist ein Forschungsbereich, der für den schnellen Datenaustausch – etwa im Internet – von größter Bedeutung ist. Elektronische Daten werden in Form von Licht versendet und müssen dann wieder in elektrische Signale umgewandelt werden. Thomas Müller beschäftigt sich mit der Frage, wie Licht in mikroelektronischen Bauteilen am besten und schnellsten erzeugt, manipuliert und umgewandelt werden kann. Bisher wurden für diese Aufgaben Bauelemente aus Halbleiter-Materialien wie Silizium, Gallium- oder Indiumarsenid verwendet. In Zukunft könnte Graphen diese Rolle übernehmen. Vielversprechende Vorarbeiten dazu gibt es bereits – im Rahmen des START-Projektes will Thomas Müller die Möglichkeiten des neuen Materials Graphen im Detail untersuchen und ausreizen.

START-Preis: Chance für große wissenschaftliche Karrieren

Mit dem START-Preis gibt der österreichische Wissenschaftsfonds FWF jungen Forscherinnen und Forschern die Chance, bis zu sechs Jahre lang finanziell abgesichert ihre Forschungsarbeiten eigenständig planen zu können. Das Geld des START-Preises ermöglicht den Aufbau eines eigenen Forschungsteams und bereitet die PreisträgerInnen damit optimal auf Führungspositionen in der Wissenschaft vor.

Die Fachgebiete “Computational Science & Engineering” und “Materials & Matter” gehören zu den fünf Forschungsschwerpunkten der TU Wien.