Kongress 2019

Am 30. April fand an der Montanuniversität Leoben der TU Austria Kongress „Digitalisierung und Berufsorientierung unter dem Aspekt von Gender und Diversität“ statt. Neben den Vorträgen von Univ.-Prof. Markus Hengstschläger und Ali Mahlodji begrüßte auch Bildungsminister Univ.-Prof. Heinz Faßmann rund 100 Teilnehmer aus verschiedensten Schultypen.

Technik prägt die Gesellschaft von heute und morgen. Daher ist der Zugang zu technischen und naturwissenschaftlichen Ausbildungen, Studiengängen und Berufen auch eine Frage der Geschlechtergerechtigkeit. Insbesondere die zukünftige Generation wird von den Folgen der Digitalisierung betroffen sein; kein Arbeitsplatz wird mehr ohne allgemeine und spezifische digitale Kompetenzen auskommen. Digitale Teilhabe wird somit elementare Voraussetzung gesellschaftlicher Teilhabe. Der Kongress zielt auf die Förderung der Interessen von Mädchen und jungen Frauen an den MINT-Fächern ab, wobei schwerpunktmäßig das Thema „Digitalisierung“ bzw. „Berufsorientierung“ behandelt wird. Im Mittelpunkt stehen interdisziplinärer Informations- und Erfahrungsaustausch, Kennenlernen von Good-Practice-Modellen und Erweiterung des pädagogischen Handlungsrepertoires. 

Besuch von Bundesminister Univ.-Prof. Heinz Faßmann
Bundesminister Univ.-Prof. Heinz Faßmann setzte in seinem Impulsvortrag „100 Jahre Frauen an Technischen Universitäten in Österreich“ in den Mittelpunkt. In einem historischen Abriss skizzierte er universitätspolitische und genderspezifische Entwicklungen der vergangenen 100 Jahre nach. „Im Wintersemester 2017 waren an den österreichischen Universitäten rund 95.000 Studierende in Mint-Fächern inskribiert, davon nur ein Drittel Frauen. Der Anteil an Mint-Absolventinnen betrug im gleichen Semester 36 Prozent. Das ist beachtlich. Frauen bleiben bei ihrer Studienwahl und schließen dieses Studium etwas häufiger erfolgreich ab – im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen“, erläutert der Minister. Das Problem sei also nicht das Studieren, die Beherrschung des Faches oder die intellektuellen Voraussetzungen, sondern die Studienwahl. „Es beginnen eben deutlich seltener Frauen mit einem Mint-Studium als Männer, aber wenn sie sich dazu entschlossen haben, sind sie erfolgreicher. Politisch muss man also Maßnahmen setzen, um die Studienwahl zu beeinflussen – durch das frühe Wecken von Interessen im und durch das Elternhaus, im Elementarbereich und an den Volksschulen“, streicht Faßmann heraus.

Frauenschwerpunkt der TU Austria
Im Rahmen des TU Austria Schwerpunktes „Frauen in die Technik“ fungierte die Montanuniversität Leoben, die derzeit die Präsidentschaft inne hat, als Veranstalterin. Vizerektorin Dr. Martha Mühlburger skizzierte in ihrer Begrüßung die Maßnahmen, die an der Montanuniversität Leoben speziell für Frauen gemacht werden: „Die Frauenförderungsinitiative soll vor allem Wissenschaftlerinnen in ihrer Karriere unterstützen, Frauen mit sogenannten Qualifizierungsvereinbarungen werden vom Rektorat speziell unterstützt.“ Ein großes Anliegen ist es, den Frauenanteil bei den Studierenden von derzeit 25 Prozent zu erhöhen. Dafür werden spezielle Maßnahmen getroffen: „Bei allen Informationsveranstaltungen – intern und extern – steht die persönliche und authentische Beratung durch Mitglieder des Studierendenteams der Montanuniversität Leoben im Vordergrund. Besonderes Augenmerk wird auf die Verteilung der Geschlechter in den Beratungsteams gelegt – diese sind zu mind. 50 Prozent weiblich besetzt. Die Studentinnen sind ‚Role Models‘ und sollen jungen Mädchen vermitteln, dass für Frauen ‚wie du und ich‘ technische Studien schaffbar und vor allem aufgrund der sehr guten Jobchancen erstrebenswert sind.“

Vorträge von zwei ausgewiesenen Experten
Univ.-Prof. Markus Hengstschläger referierte zum Thema „Die Zukunft kommt so oder anders: wir müssen uns auf beides vorbereiten.“ Seine Thesen lauten: „Jeder Mensch kommt mit individuellen genetischen Leistungsvoraussetzungen zur Welt. Diese müssen durch harte Arbeit entdeckt und durch ‚extra miles‘ in eine hervorragende Leistung umgesetzt werden.  Sich dabei zu sehr auf das Bekämpfen von Schwächen zu konzentrieren raubt nur Zeit sich seinen Stärken zu widmen und generiert Durchschnitt, den größten Feind von Innovation. Nicht blauäugige Optimisten, nicht Ängste und Pessimisten – wir brauchen Possibilisten.“

Ali Mahlodji stellte in seinem Vortrag Kinder und Lehrerinnen und Lehrer in den Vordergrund: „Unsere heutige Welt steht in vielerlei Hinsicht an einem Wendepunkt und noch nie war es so wichtig, die Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Und Lehrerinnen und Lehrer haben es in der Hand, Kinder und Jugendlichen ihre Geschichten erzählen zu lassen, damit diese Menschen die Geschichte der Zukunft schreiben können.“

Workshops
Nach den Vorträgen konnten die Teilnehmer aus vier verschieden Workshops wählen:

Smarte Schule: Gestaltung des Unterrichts mit modernen Technologien, Fähigkeiten und Strategien der Informatik vermitteln, digitale Lehr- und Lernmöglichkeiten, Computational Thinking

21st Century Skills & Skills für nachhaltige Entwicklung: Kinder nachhaltig für die Zukunft fit machen, Potenzialentfaltung, Begabtenförderung

Genderbewusstes Arbeiten mit Schülerinnen und Schülern: Rollenbilder, Rollenerwartungen, Wie kann der Umgang von Schülerinnen und Schülern verbessert werden? Konstruktives Miteinander, Gender-Maßnahmen, gendersensibler Unterricht (Inhalte, Interaktion, Unterrichtsmaterialien, etc.), speziell: Welche Unterstützung ist für Mädchen in Bezug auf MINT wünschenswert und notwendig? Welche Ressourcen gibt es?

Arbeitswelt von morgen an der Schnittstelle Bildung: MINT & Industrie 4.0, Entrepreneurship,Welchen Beitrag kann die Schule zur Arbeitswelt von morgen leisten? 

Weitere Informationen:
Erhard Skupa
Pressesprecher Montanuniversität Leoben
Erhard.skupa@unileoben.ac.at

Tel.: 03842/402 7220
Mobil: 0664/808987220